Schlierbach, Restaurierung
Die Dichtheit der Windladenkanzellen ist nach all den vorausgegangenen Arbeiten gesichert. Die Bauteile der Windlade werden nach und nach wieder zusammengesetzt und dabei eingestellt. So werden bspw. die Schleifendicken auf die neuen Gegebenheiten angepasst, zunächst grob (Abrichten der Schleifen), später fein (durch Auflegen von geringen Papierstärken auf die Stockauflagen). Letztendlich so, dass sich die Schleifen leicht bewegen lassen und dennoch alle Stockdichtungen dicht sind.
In die Stockunterseiten werden im Diskant "Spanische Reiter" eingeschnitten. Sie dienen dazu den Wind von Nachbartönen seitlich abzuleiten, damit keine Durchstecher entstehen können. Seit einigen Jahrzehnten waren Kasimirdichtungen unter den Stöcken, die wir aber entfernt haben, weil sie nicht aus der ursprünglichen Bausubstanz stammen. Die "Spanischen Reiter" werden so gefertigt, wie sie bereits an anderen Stöcken von Dreymann zu sehen sind.
Unzählige Male werden die Stöcke auf und abgebaut, um den richtigen Anpressdruck durch Papierunterlagen herzustellen ("Abdrücken der Windlade").
Intonationsarbeiten an der Pedallade.
Intonationsarbeiten an der Hauptwerkswindlade. So wie im Pedal werden alle Pfeifen den baulichen Gegebenheiten angepasst. Danach werden an jeder einzelnen Pfeife die klanglichen Parameter auf den Charakter der ursprünglichen Klanggestalt angepasst. Hierzu sind die Notizen, die bereits vor dem Orgelabbau angefertigt wurden, von großer Bedeutung. Darin sind Beispieltöne in all ihren klanglichen Eigenschaften beschrieben. Die Intonationsarbeiten in der Werkstatt erstrecken sich über 8 Wochen.
Parallel zu den Intonationsarbeiten werden immer wieder Reparaturen am Pfeifenwerk ausgeführt. Diese erstrecken sich vom Umbau der Nüsse der Cromorne 8' über den Ersatz von verwurmten Pfeifenkörpern bis hin zum Verlöten von unsauberen oder gebrochenen Metallpfeifen.
Beispiele für Metallpfeifen in schlechtem Zustand.
Für die Restaurierungsdokumentation werden alle Register vermessen. Alle relevanten C und Fs Werte werden in Exceltabellen eingetragen.
Einige Trakturteile sind unbrauchbar geworden. Teilweise durch unpassende Ersatzteile oder auch durch natürliche Prozesse. An bedürftigen Stellen werden Rekonstruktionen angefertigt, Achsbohrungen zugedübelt und entsprechend des Achsdurchmessers wieder aufgebohrt usw.. Unter anderem werden alle Drahtenden der Abstrakten gerichtet.
An der Manualklaviatur sind mehrere krumme Tasten zu bemängeln. Manche haben einen Bogen, der die Taste in der Mitte mehr als 8 mm von einer ebenen Auflage abstehen lässt. Solche Tasten werden mit kleinen Keilen begradigt. Weiterhin wird die Klaviatur überarbeitet, indem Führungen gerichtet und geglättet, Polster ersetzt, Oberflächen farblich angeglichen und mit Schellack versiegelt werden. Farbreste werden entfernt.
Nach der Vorlage der Dreymann-Orgel in Wixhausen wird ein Notenbrett rekonstruiert. Es wird den gegebenen Maßen angepasst und ist in der Neigung verstellbar. Die Oberfläche wird, wie der Klaviaturrahmen, die Registerzugknöpfe und die Zierleisten, geschwärzt und mit Schellack poliert.
Die Registerzugknöpfe vor der Überarbeitung.
Die Pedalklaviatur wird zerlegt und aufgearbeitet.
Für die Rekonstruktion der neuen Registerschildchen werden aufwendige Recherchen unternommen. Form, Größe und Schriftbild werden anhand der Orgeln in Astheim (nicht original), Trebur (nicht original), Wixhausen (original), Lindenfels (nicht original) und Rengersbrunn (nicht original) erstellt. Die Schildchen sind sehr aufwendig und teuer. Sie wurden von einem Porzellanmaler auf Pergament gefertigt.
Das Spieltischgehäuse hat nun keine Türen mehr, denn es finden sich keine Hinweise auf ursprünglich angebrachte Scharniere. Die Oberfläche wird nach zahlreichen, vorangegangenen Reparaturarbeiten für die farblichen Fassung vorbereitet.
Am 05.03.2013 werden alle bearbeiteten Orgelteile wieder nach Schlierbach gebracht.
Nach und nach wird die Orgel wieder aufgebaut. Windladen werden gesetzt, Trakturteile eingebaut und reguliert, Pfeifen eingebaut.
Die Intonationsarbeiten in der Kirche dauern nochmals 14 Tage.
Die nach Dreymann rekonstruierte Formensprache des Spieltisches in Schlierbach.
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