Erbauer: Andreas SchmidtBaujahr: 2009 Disposition:
Hauptwerk |
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Oberwerk |
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Prinzipal |
8' |
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Gedeckt |
8' |
Konzertflöte |
8' |
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Prinzipal |
4' |
Oktave |
4' |
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Hohlflöte |
4' |
Traversflöte |
4' |
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Nasard |
2 2/3' |
Superoktave |
2' |
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Doublette |
2' |
Mixtur |
3-4f 1 1/3' |
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Terz |
1 3/5' |
Trompete |
8' |
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Scharff |
3-4f 1' |
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Oboe |
8' |
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Tremulant |
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Pedal |
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Subbass |
16' |
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Oktavbass |
8' |
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Gedecktbass |
8' |
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System |
Schleiflade vollmechanisch |
Manuale C-g''', Pedal
C-f' |
Temperierung: Gleichstufig |
Die neue Orgel in der Liebfrauenkirche
Nidda 2009 II/18, Andreas Schmidt |
· Werdegang zur neuen Orgel
Bei der Ausschreibung im Jahr 2005 weckte
ein Entwurf, der sich nicht an die Vorgaben
hielt, das besondere Interesse der Gemeinde.
Eine großflächig angelegte Anlage verschmilzt
als architektonische Ergänzung mit
dem Kirchengebäude, beansprucht wie selbstverständlich
den ihr angemessenen Platz und
betont das wichtigste Fenster des Raumes.
Aus angefragten 16 Registern wurden 18, aus
einem Brustwerk wurde ein vollwertiges Hinterwerk.
Alle weiteren Vorgaben wurden berücksichtigt
und außergewöhnlich hierbei ist:
einen solchen Entwurf nicht elektrisch, sondern
in allen Trakturen
voll mechanisch
zu verwirklichen.
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Im Folgenden wurden
Gespräche geführt
und verschiedene Orgelprojekte
besichtigt.
Das Orgelgremium festigte die Absicht, das
anstehende Projekt meiner Firma „Orgelbau
Andreas Schmidt“ anzuvertrauen. Der Orgelbauvertrag
wurde, nach einigen bürokratischen
Hürden, schließlich am 31.01.2007
durch das bischöfliche Ordinariat Mainz genehmigt. |
· Aufgabenstellung, Konstruktion,
Herausforderungen, Durchführung
Die visuelle Darstellung des Entwurfs sollte
technische Wirklichkeit werden.
Zum Beginn unserer Konstruktionsarbeit
wurde seitens der Gemeinde der bis dahin mit
Stufen verkleidete Emporenboden freigelegt.
Zum Vorschein kam ein 6° geneigter Betonboden,
der eine sehr grobe Oberfläche aufwies.
Auf der Grundlage dieser ungewöhnlichen
Voraussetzung begannen erste Überlegungen,
wie wir mit der Schräge umgehen
sollten. Verschiedene als Skizzen angefertigte
Konstruktionsideen, die insbesondere die Anordnung
und Aufteilung der Baugruppen
bestimmen, wurden intern besprochen und
abgewogen. Vordergründig sollten die mechanischen
Trakturen möglichst flach am Boden
gehalten und die zu überwindenden Entfernungen
der mechanischen Steuerung präzise
geführt werden. Unterschiedlichste Varianten
hätten zum Ergebnis führen können und
wir wählten eine davon aus, die dann in allen
Details konstruiert werden sollte. Die außergewöhnlich
aufwändige Traktur war die kniffligste
Baugruppe, doch von hier an klärte sich
die Konstruktion der „Maschine“ mehr und
mehr. Die Zeichnungen und Stücklisten von
Spieltisch, Windanlage, Windladen, Trakturrahmen, Gehäuse und Pfeifenwerk wuchsen
heran. Die gesamte Konstruktionsarbeit war
Ende Mai 2008 abgeschlossen. |
Nun wussten wir, was zu tun ist, und es stand
eine große Aufgabe vor uns. Vieles konnte
parallel vorangetrieben werden, bspw. fertigten
wir Holzpfeifen, Spieltisch, Bälge, Trakturteile
und Windladen in allen Einzelheiten,
während gleichzeitig auch in anderen Betrieben
Teile des Gehäuses oder die Metallpfeifen
hergestellt wurden. (Hierbei erinnern wir uns
an den denkbar ungünstigsten Zeitpunkt Orgelpfeifen
zu bestellen, denn im Juni 2008 lag
der Zinnpreis auf dem historischen Höchststand.)
Man hätte es wissen können, aber der
Materialbedarf dieser Orgel war unverhältnismäßig
hoch. Alleine die Tontraktur misst
eine Gesamtlänge von etwa 1,25 Kilometer,
zusätzlich enthält sie 5 Wellenbretter, 4 Wellenrahmen,
18 Winkelbalken, ein kompliziertes
Trakturkreuz und zahlreiche Aufhängungen
für die waagerecht verlaufenden Holzleisten.
All diese Einheiten bestehen wiederum
aus hunderten von selbst gefertigten Einzelteilen,
alleine die Trakturweiche bspw. besteht
aus etwa 1200 Teilen. Ähnlich verhielt es sich
mit dem dreiteiligen Gehäuse, für deren geschweifte
Herstellung je eine Positiv- und
Negativform sowie verschiedene Spezialvorrichtungen
notwendig waren. Zwei gespiegelt
symmetrisch, freistehende Hauptgehäuse und
ein Spieltischgehäuse forderten etwa 15 m³
Holz, unter anderem mussten 44 Füllungen
mit Gratleisten gebaut werden (wie bei einer
wirklich großen Orgel). Für nahezu jede Baugruppe
galt die Regel der doppelten Ausführung
(2 Gebläsemotoren, 6 Bälge, 2 Windladen
pro Werk, 2 Tremulanten (für ein Werk),
2 Registertrakturen usw.). |
Die Arbeiten begannen Anfang 2008 und endeten,
mit der Unterbrechung für zwei andere
Projekte, Mitte 2009. |
· Beschreibung
Das in sich schlüssig konstruierte und in unserer
Werkstatt in fast allen Einzelteilen selbst
gefertigte Werk weist an keinem Punkt
Fremdcharakter von Fertigteilen oder Halbfertigteilen
auf. Auch wenn verschiedene Detaillösungen
oftmals günstiger möglich gewesen
wären, haben wir zugunsten der Qualität entschieden
und teils unwirtschaftliche Lösungen
in Kauf genommen (Sägefurnierarbeit, aufwändige
Windanlage, hochwertige Bauweise
des Pfeifenwerkes, der Windladen sowie insbesondere
der Eisentrakturen). |
Anlagenaufteilung:
Beide Orgelhälften enthalten gespiegelt baugleiche
Baugruppen. Die rechte Seite (von
vorne gesehen), in diesem Fall die C-Seite,
enthält die Töne C, D, E, Fs, Gs, B, c°…,
links stehen die Töne Cs, Ds, F, G, A, H,
cs°…. Alle Windladen und somit auch das
homogen aufgestellte Pfeifenwerk, mit insgesamt
1.236 Pfeifen, stehen auf einer Ebene.
Durch den weiten Abstand der wechselnd
stehenden Töne ergibt sich eine außergewöhnlich
großflächige Klangentfaltung. |
Windanlage
Unter der Windladenebene befindet sich neben
der Tontraktur die voluminöse Windanlage.
Vier eigenständige Werkbälge werden
durch zwei große Vorratsbälge und zwei Gebläsemotoren
gespeist, Druckschwankungen
sind auch bei hohem Windverbrauch ausgeschlossen.
Die drei Werke werden mit drei
verschiedenen Winddrücken versorgt, die auf
jeder Seite extra eingestellt sind, also sechs
Mal.
Der zur Windanlage gehörige Tremulant
ist (neben den Gebläsemotoren) das einzige
elektromechanische Bauteil. Über elektronische
Platinen kann Intensität, Frequenz und
Wirkungsrichtung eingestellt werden. Eine
weitere Platine synchronisiert die Bewegung
der schweren Magnetanker die tremolierend
auf beide Balgplatten des II. Werkes drücken.
Obwohl die Windanlage relativ groß und
doppelt gebaut ist, gibt es keine störenden
Nebengeräusche. |
Trakturwerk
Es ist zu unterscheiden in Spieltraktur und
Registertraktur. Beide Trakturen wurden mechanisch
gebaut, was bei einem so großflächigen
Entwurf,
wie bereits erwähnt, sehr
außergewöhnlich sein dürfte. Beide Trakturen
verbinden die Bedienelemente des Spieltisches
(Tasten und Registerzüge) mit den Ventilen
oder Schleifen der Windladen und verlaufen
unsichtbar unter dem Stahlpodest zwischen
den beiden Gehäuseteilen. Die leichte, präzise und repetitionsfreudige
Spieltraktur (ausschließlich auf Zug laufende
Traktur) wurde aus der Kombination von
Fichte, Messingdraht, Eisenwellen, Eisenwinkeln,
und präzise laufenden Lagern hergestellt.
Vom zentral stehenden Spieltisch aus
verläuft manualweise gruppiert für jeden Ton
eine Verbindung zunächst nach unten (auf je
einen Winkelbalken, der auch gleichzeitig
Trakturspanner ist), dann nach hinten auf eine
Trakturweiche. Diese Weiche nimmt die in
Manualteilung ankommenden Abstrakten auf
und verteilt sie nach links und rechts auf die
C- und Cs-Seite in 4 Ebenen (für beide Manualwerke).
Auf den jeweiligen Seiten verlaufen
weitere Abstrakten weiter bis zu einem
Rahmen, auf dem beweglich gelagerte Eisenwellen
sitzen. Die 112 einzelnen Wellen (nur Manual) übersetzen die horizontale Bewegung
in eine senkrechte Bewegung. Der Impuls
der niedergedrückten Taste endet somit
am Ventil im Windkasten und lässt eine
Pfeife erklingen (wenn ein Register gezogen
ist). |
Die durchschnittliche Länge der
Mechanik eines einzelnen Manualtones
mit allen Bauteilen beträgt 9,2 Meter
(56 Töne x 2 Manuale x 9,2 Meter = 1.041,6
Meter alleine für die Manualtraktur, Pedal
(anders geführt) zusammen 255 Meter). Etwa
75 % dieser Längen verlaufen waagerecht und
müssen deshalb jeweils mehrfach mit Pendelaufhängungen
versehen werden. Bedenkt man
die zahlreichen Lager, Umlenkungen, Führungen
und Aufhängungen, die jeweils auch
Reibungspunkt sein können, so ist diese Traktur
außer Frage als wirklich gelungen zu bezeichnen. |
Die Registertraktur muss Kräfte in Zug- und
Druckrichtung gleichermaßen präzise und
synchron auf beide Seiten bewegen können.
Sie ist also wesentlich schwerer gebaut, nicht
auch zuletzt wegen der zu überwindenden
weiten Entfernungen, denn hierbei könnten
sich Torsionskräfte und kleine Ungenauigkeiten
potenziert nachteilig auswirken. Würde
bspw. eine Welle oder ein Schleifenschwert
sich unter der Belastung um 1 mm verspannen
oder verdrehen, so würde sich das am Registerzug
mit einer 5 mm großen Differenz („toter
Gang“) bemerkbar machen. |
Verschiedene Details:
Die durchschnittliche Länge eines einzelnen
Registerzuges bis zum Angriffspunkt der
Schleife mit allen Umlenkungen (je 12 Drehpunkte,
davon 6 Kugellager) beträgt 12,5 Meter
(18 Register x 12,5 Meter = 225 Meter).
Die Schaltung eines jeden Registers wird über
eine waagerecht geführte Holzstange auf ein
dahinter mittig der Spieltischhöhe gelagertes
Eisenschwert geführt. Die Zugbewegung des
Organisten wird unter dem Spieltisch als
Druckbewegung unter das Podest nach hinten
auf eine seitliche Umlenkung geführt. Massive,
mit Kugellagern versehenen Eisenwellen
nehmen die Bewegung der Holzstange auf
und übersetzen die Richtung in eine Schubbewegung
auf eine weitere lange Holzstange,
die unter dem Podest die beiden Orgelseiten
verbindet. Die für beide Seiten synchronisierbare
Holzstange ist an den Enden mit jeweils
einem weiteren Eisenschwert verbunden, die
unter den Windladen gelagerten sind. Sie ziehen
auf beiden Seiten gleichzeitig die Schleifen
des Registers. Die Bedienung der Registerzüge
ist äußerst angenehm und exakt. |
Windladen
Durch diese Baugruppe wird das werkweise
darauf stehende Pfeifenwerk über die Traktur
angesteuert und somit durch den einströmenden
Wind zum Klingen
gebracht. Die Ausführung der Windladen beeinflusst die Präzision
der Spielbarkeit sowie die Entwicklung der
Einzelklänge und die Verschmelzung des Gesamtklanges.
Da diese Baugruppe hunderte
von beweglichen Teilen enthält und zudem
winddicht sein muss, entscheidet die hier ausgeführte
Qualität oftmals über die Lebensdauer
der gesamten Orgel.
Verschiedene Details:
Rahmen, Stöcke, Dämme, Schleifen und
Spunddeckel sind aus Eiche gefertigt, Schiede,
Windkastenrahmen, Windkastenböden,
Ventile und Raster aus Fichte.
Dichtungsringe, unter und über den Schleifen,
sind aus Kasimir (hochwertiger Stoff mit aufrecht
stehenden Fasern) gefertigt. Die Schleifen
(sorgfältigst ausgesuchtes Eichenholz)
wurden graphitiert und poliert, damit sie sich
leicht bewegen lassen. Die leichten Ventile
werden synchron mit der Tastenreise in einen
befilzten Anschlag gespielt, um schnelle Repetitionen
zu ermöglichen. Der Ventilanschlag
ist regulierbar an den Spunddeckeln
angebracht. Pulpeten aus
beledertem Blei, Ventilfedern (ohne Auge)
aus Klaviersaite, Trakturführungen und Dichtungen
aus Leder, Drahtösen an den Drahtenden
der Abzüge wurden mit Wolle gefüllt, um
toten Gang zu vermeiden. Die Kanzellen beider
Werke wurden im Bereich der Trompete
8’ bzw. Oboe 8’ mit Trennschieden von der
restlichen Kanzelle abgetrennt, so dass die
windempfindlichen Zungenregister unabhängig
vom Verbrauch anderer Register bleiben. |
Disposition
2009, II/18, Orgelbau Andreas Schmidt. Frei
stehender Spieltisch, zweiseitig angesteuerte
vollmechanische Schleifladen, werkweise
getrennter Winddruck, Temperierung gleichstufig,
440Hz bei 17C°. |
I. Hauptwerk C-g’’’ |
II. Hinterwerk C-g’’’ |
Pedal C-f’ |
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Prinzipal |
8’ |
Gedeckt |
8’ |
Subbass |
16’ |
Konzertflöte |
8’ |
Prinzipal |
4’ |
Gedecktbass |
8’ |
Oktave |
4’ |
Hohlflöte |
4’ |
Oktavbass |
8’ |
Traversflöte |
4’ |
Nasard |
2 2/3’ |
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|
Superoktave |
2’ |
Doublette |
2' |
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Mixtur 3-4f. |
1 1/3’ |
Terz |
1 3/5' |
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Trompete |
8’ |
Scharff 3-4f. |
1’ |
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Oboe |
8’ |
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Tremulant |
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Koppeln: II/I, I/Pedal, II/Pedal |
Intonation
Die klanglichen Eigenheiten
der einzelnen Stimmen sind nicht
alleine durch die Auswahl der Disposition
bestimmt, sondern auch durch die Bauart
der Pfeifen, die Charakteristik der Windanlage,
die Bauart und Anordnung der Windladen, die
Reflexionsfähigkeit des Gehäuses und durch
die Dynamik der Spieltraktur.
Mit verschiedenen Eingriffen wurde der durch
die Bauart vorbestimmte Klang der Pfeifen
gestaltet. Die Eigenheiten der Register wurden
hierzu bereits bei der Klangplanung durch
die Bauform, das Material, die Mensur usw.
geprägt. Beim Pfeifeneinbau in der Kirche
wurden an jeder einzelnen Pfeife verschiedene
Parameter (Ansprache, Anblasgeräusch,
Lautstärke, Tonspektrum, Farbe, Helligkeit,
Charakter, Absprache usw.) verfeinert, bis der
gewünschte Klangcharakter im Zusammenhang
aller weiteren Töne des selben Registers
geformt war. Die Gestaltung der Registerstimmen
zueinander bestimmen letztendlich
die vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten
der ausgewählten Disposition. Von allen
Montagearbeiten in Nidda nahm die Intonation
das größte Zeitfenster in Anspruch. |
Gehäuse
Ähnlich wie
auch die Traktur
war die Realisierung
des Gehäuses
eine ungewöhnliche
Herausforderung.
Noch vor der
Konstruktionsarbeit
wurde,
zwecks der möglichen
Techniken
ein solches Gehäuse
herzustellen,
ein Modell
im Maßstab 1:10 gebaut. Dabei zeigte sich,
dass auch später („in echt“) einige Schablonen
und Hilfsmittel nötig sein werden, nur dass die
dann 10mal so groß sein müssen wie beim
Model.
In Zusammenarbeit mit der modern technologisierten
Firma Stefan Wolf konnten wir in
beispielhafter Zusammenarbeit Lösungen für
alle zunächst nicht vorstellbaren Details finden.
Insbesondere der routinierte Umgang
von 3D-Darstellungen und der später teils
eingesetzten CNC-Maschine verhalfen den
kompliziert geschweiften Gehäuseteilen zum
Gelingen. Sicher: man kann das ohne Computer
auch, aber bedenkt man die Genauigkeit,
mit der letztendlich die Rundungen des oberen
doppelt geschweiften, frei schwebenden, und des unteren Kranzes zusammenpassen
mussten, dann gibt wohl jeder Schreiner zu,
dass dies nicht einfach zu machen ist.
Die sonstigen Gehäuseteile sind dem Qualitätsstandard
des Orgelbaus entsprechend ausgeführt.
Rahmenteile und Füllungen (mit
starken Gratleisten) aus feinjähriger Fichte
usw. Erwähnenswert wäre an dieser Stelle der
Aufbau auf dem etwa 6° geneigten Betonboden;
nach dreitägigen Bemühungen waren die
drei Gehäuse auf den Millimeter nach Zeichnung
aufgestellt. Diese Genauigkeit machte
sich später beim Verlegen der Trakturen und
beim Einbau der Prospektpfeifen vielfach
positiv bemerkbar. Nichts musste abweichend
von den Zeichnungen korrigiert werden und
das war auch gut so, denn eine kleine Änderung
hätte auch die Korrektur der Zeichnung
nach sich gezogen, damit Kollisionen weiterer
Teile ausgeschlossen sind. So bspw. das
Stahlgerüst, welches nach dem Aufbau des
Gehäuses und des Spieltisches zwischen den
beiden Instrumentenseiten von der Firma Kockert
aufgestellt wurde. |
· Allgemeine Zusammenfassung
Das Gesamtwerk dieser Orgel ist letztendlich
das Ergebnis aus Umsetzung der Vorgaben -
ausgehend von den Wünschen des Auftraggebers
- und den eigenen firmeninternen Vorstellungen.
Es sollte ein langlebiges und wertvolles
Kunstwerk entstehen in optischer und
klanglicher Hinsicht. Konstruktion und innerer
technischer Aufbau wurden letztendlich
im Sinne der Klanggestalt im Detail, in der
Vielfalt und in der Fülle entwickelt.
Die architektonische Lücke auf der Westempore
wurde durch ein Kleinod besetzt. Jetzt
steht ein Werk mit einem wertvollen, großflächigen
Prospekt gleichsam als
letzte Ergänzung der Kirchenausstattung
und heißt willkommen.
So hat die Kirche einen neuen -
ureigenen – Bestandteil zurückbekommen.
Die neue Orgel am sakralen Ort in der Liebfrauenkirche
von Nidda ist "Botschafterin".
Jetzt liegt es an denen, die ihre Botschaft leise
und laut werden lassen zur Ehre Gottes und
zum gehaltenen Zuhausefühlen derer, die sich
im Gottesdienst von ihr mitnehmen lassen
wollen im Hören, im Animieren zum Einstimmen
in den Gesang von Gemeinde und
Chor. Und auch im Konzert ganz einfach zur
Freude der Menschen - im verhaltenen und
virtuosen, übermütigen und ausreizenden, ja
provokanten Spiel bietet das Instrument die
denkbar besten Voraussetzungen. |
Andreas Schmidt |
Organisation, Ablauf, Gesamtplanung,
Vorkonstruktion, Klanggestaltung,
praktische Arbeiten an Windladen,
Pfeifenwerk, Traktur, Spieltisch
und Gehäuse. Technische und
fotografische Dokumentation, Intonation. |
Thomas Müller |
Planung, Konstruktion, Klanggestaltung,
praktische Arbeiten an Windanlage,
Windladen, Traktur und Gehäuse. |
Matthias Detsch |
Praktische Arbeiten an Windladen,
Pfeifenwerk, Traktur, Spieltisch und
Gehäuse. Fotografische Dokumentation. |
Faxe Müller |
Praktische Arbeiten an Ton- und
Registertrakturen, insbesondere im
Metallbereich. |
Firma Wolf |
Gehäusekonstruktion, Gehäuseteile. |
Firma Schuster |
Porzellanschildchen. |
Firma Meisinger |
Herstellung der labialen
Metallpfeifen. |
Firma Giesecke |
Herstellung der lingualen
Metallpfeifen (Zungenregister). |
Firma Heuss |
Manualklaviaturen,
Koppelaufbau, Tremulantenteile. |
Firma Laukhuff |
Gebläsemotor, Kleinteile. |
Weitere Personen |
Hilfe bei Transporten, Versorgung mit
Kaffee, Kuchen und guter Laune. |
Wir danken allen, die durch ihren
Einsatz, ihre Spende, ihre Hilfe
und ihre Zuversicht zur Realisierung
des Projektes beigetragen
haben.
Orgelbau Andreas Schmidt |
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