Ulmbach Orgelrestaurierung, Arbeiten bis 19.03.2015

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Anfang Februar wurde die Balganlage geliefert und, auf dem neu entstandenen Podest im Turm, montiert. Die Funktion der Anlage wurde, ohne die Winddruckwerte genau einzustellen, vor Ort geprüft. Mittlerweile wurden isolierte Wände auf das Podest und um die Balganlage gestellt. Es ist nun ein Raum entstanden, der mit zwei Lüftern und über eine elektronische Steuerung klimatisiert wird.

Der Orgelunterbau ist die Basis für weiterführende Rekonstruktions- und Restaurierungsaufgaben am Spieltisch, an allen Tontrakturen (10 Wellenrahmen, 4 Winkel- und 2 Wippenbalken und die dazugehörigen Abstrakten), der Registertraktur und den sechs Windladen. Inzwischen ist der an zahlreichen Stellen rekonstruierte und reparierte Gehäuseunterbau wieder in ursprünglicher Weise hergestellt.
Der untere Bodenkranz war zerschnitten, unvollständig und stark gekrümmt. Im vorderen Bereich waren links und rechts zwei große Stücke angesägt und mit Gewalt heraus gebrochen worden, diese wurden ergänzt und wieder eingeleimt. Außerdem fehlte vorne die Pedaltastenführung, die einst im Bodenkranz integriert gewesen war, das kompliziert gefertigte Stück wurde in Zusammenhang mit der Pedalklaviatur rekonstruiert und wieder in den Bodenkranz eingesetzt. Im hinteren Bereich war der Bodenkranz gänzlich unterbrochen, dort stand der 1989 eingebaute Hauptbalg (Schwimmerbalg), an dieser Stelle wurde ein entsprechendes Stück (zirka 1 Meter lang) eingepasst.. An mindestens zwei Stellen wurde die Krümmung des Kranzes (zirka 5 cm) durch Einleimen von keilförmigen Stücken korrigiert. Der Bodenkranz liegt nun wieder flach auf.
Die beiden Lisenen neben dem Spieltisch waren wegen des Umbaues in den 1980er Jahren stark verändert worden. Dutzende Fehlstellen, die durch herausgeschnittene Holzstücke (veränderte Pedalklaviatur), Umstellung der Disposition (Durchbrüche wegen zusätzlicher Registerzugknöpfe), den Einbau des neuen Spieltischchassis oder Bohrungen für Schalter, Lampen und Weiteres entstanden sind, wurden repariert. Auch Schraubenlöcher und Spuren der Elektroinstallation wurden weitestgehend repariert.
An den oben genannten Lisenen wurden auch die unpassenden Registerschildchen abgenommen. Leider wurden dadurch keine neuen Hinweise zum Aussehen der ursprünglich vorhanden gewesenen Schildchen gefunden, lediglich Trümmerreste steckten noch in den Vertiefungen in denen einst die Porzellanschildchen eingebettet saßen.
Sowohl die Notenbrett- wie auch die Kniefüllung waren wegen des Spieltischersatzes in den 1980er Jahren verändert worden. Zusätzlich waren an den beiden genannten Füllungen auch Schäden durch Holzschwund und Verschleiß entstanden. Die Schäden und Umbauten wurden rückgebaut, bzw. repariert. Die Gestaltung von Details für notwendige Rekonstruktionen richtete sich entweder nach der Vorlage von der Oestreich-Orgel in Rodenbach (1838, I/14), oder nach der von Großauheim (1836, II/19).
Weitere beschädigte oder umgebaute Teile des Untergehäuses wurden rekonstruiert oder repariert. So bspw. die gerissenen Tonnen, zahlreiche Durchbrüche, abgeschnittene oder fehlende Zapfen oder Zapfenlöcher, oder gar fehlende Rahmenstücke (unterhalb der Manualklaviatur, oder oberhalb der Spunddeckel von HW fehlten jeweils ganze Rahmenteile).
Die Auflageplatten und deren, mit Schwalbenschwanz gezinkten Verbindungsenden, unter der Manualklaviatur, waren mit dutzenden von Löchern und Ausschnitten verändert worden. Alle stilistisch unpassenden Veränderungen wurden rückgebaut, außerdem mussten Schwundrisse und weitere Fehler repariert werden.
Beim Zusammenstecken der Gehäuseteile, bzw. dem Aufsetzen des mittleren Kranzes stellte sich heraus, dass es auf die Gesamtbreite verteilt ein Schwundmaß von insgesamt 3 cm gab. Dieses Schwundmaß fehlte verteilt auf vier Lisenen. Aus diesem Grunde wurde, auf sechs Stellen verteilt entsprechende Holzstücke einge-passt.
Auf einem der beigefügten Zeichnungen sieht man die rekonstruierten Klaviaturen und 9 von insgesamt 10 Trakturrahmen. Von diesen 10 Trakturrahmen wurden mittlerweile 6 auf vorhandener Basis restauriert. Die drei Trakturrahmen die mit der Koppel I/Pedal in Verbindung stehen (die drei unteren Rahmen) mussten komplett rekonstruiert werden, es gab keinerlei Reste außer einem Achspunkt am hinteren Teil des Bodenkranzes und zwei Anschläge bzw. Auflager vorne.
Der Trakturrahmen unterhalb der Manualklaviatur I (über Stecher), musste ebenfalls rekonstruiert werden. Hier konnten allerdings noch Reste der ursprünglich abgeschnittenen Wellen (eine Hälfte) verwendet werden. Der Arbeitsaufwand alleine für dieses Bauteil war enorm, zumal die Rekonstruktionen der unterschiedlich geformten Ärmchen kompliziert herzustellen waren.
In den nächsten Wochen ist der Einbau aller Trakturrahmen in das Untergehäuse geplant. Außerdem werden die Arbeiten an den Windladen weitergeführt.

 

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