Stausebach, Arbeiten bis 19.04.2022

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Es werden Recherchen zu gänzlich fehlenden oder zu unvollständigen Baugruppen unternommen um diese nachzubauen oder zu ergänzen. Die planerische Rekonstruktionsarbeit richtet sich dabei möglichst nahe am Baustil der jeweiligen Erbauer. Es entstehen Zeichnungen und Listen, mit denen die handwerklichen Aufgaben im Praktischen durchgeführt werden. So z.B. Zeichnungen und Listen für die Spieltischanlage mit Klaviaturen, die Tontraktur, die Registermechanik, Bereiche vom Pfeifenwerk oder auch die Keilbalganlage mit Tretvorrichtung.

Weiterer Schwerpunkt ist die Restaurierung der Windladen, hier haben sich während der Zerlegung umfangreiche Schäden gezeigt.

Insbesondere am Gehäuse suchen und erhoffen wir uns Erkenntnisse zu vorherigen Zuständen. Aber auch hier ist deutlich, wie oft und häufig an diesem Instrument schon Veränderungen durchgeführt wurden. Spuren von Markierungen sind nur wenige vorhanden und Zeitabschnitte von Änderungen sind kaum zu deuten. Eindeutige Beschädigungen oder Fehlstellen werden restauriert, gänzlich fehlende Bauteile (z.B. Rahmen und Füllungen) werden rekonstruiert, dies nach Rückschlüssen, Beobachtungen und Hinweisen an anderen Instrumenten.

Mit großer Spannung wurde erwartet welcher Befund sich unter den aufgenagelten Sperrholzplatten verbirgt, insbesondere hatten wir darauf gehofft, Hinweise z.B. von beschrifteten Flächen bzw. zur ursprünglichen Disposition zu finden. Die mit Weißleim aufgeleimten Sperrholzplatten werden sorgfältig mit Holzkeilen abgehoben. Die freigelegten Flächen waren aber bei früheren Arbeiten bereits geschliffen worden, es finden sich nur noch Reste einer früheren farblichen Fassung von einem kräftigen Blau und Türkis. Im Bereich des Spieltisches sind unzählige Löcher und Beschädigungen von späteren Eingriffen die an dem Instrument stattfanden.

Die Registermechanik ist ähnlich wie bei der Orgel in Ulmbach (Adam-Joseph Oestreich, 1838, II+P/17) aufgebaut. Hier zu sehen sind die Lager für die Holzwellen vor und nach der Restaurierung. Alle unnötigen später gesetzten Bohrungen und Ausschnitte werden verschlossen.

In der Fertigung sind derzeit auch verschiedene Mechanikteile und die Platten (auch Falten) der Keilbalganlage.

Die rekonstruierte Pedalklaviatur während der Herstellung. Ursprünglich war die Orgel von Stausbach ohne Pedal gebaut worden. Zu einem unbekannten Zeitpunkt erhielt das Werk eine Pedalklaviatur, die letzte war aber stilistisch unpassend und große Teile des originalen Gehäuses wurden für ihren Einbau vernichtet. Daher die Rekonstruktion der Klaviatur im Stile Oestreichs und der darüber befindlichen Gehäuseteile.

Die beiden Manualwindladen während der Zerlegung. Die Veränderungen wurden in unterschiedlichen Zeiträumen und nicht mit hohem Anspruch durchgeführt. Hierzu zählen Umbauten an Ventilfedern, Ventilfederführungen, Abzugösen der Tonventile, Führungsstifte, es sind Blei- statt Lederpulpeten eingebaut, es finden sich unzählige, nachträglich eingesetzte Schrauben und Nägel, die Dämme wurden erhöht, Pappringe und Kunststoffhülsendichtungen wurden auf die alten Schleifendichtungen aus Leder geleimt und Weiteres.

Die nachträglich auf die Unterseite der Windladen aufgebrachten Belederungen gehört vermutlich zu einer frühen Reparatur, sie steht möglicherweise in Zusammenhang mit einem größerem Umbau (W. Oestreich?). Diese Belederung sollte wohl eine eigentlich umfangreichere Reparatur abkürzen, denn unter dem Leder sind noch ältere Schwundrisse zu erkennen.

Ursprünglich hofften wir darauf, die Beschichtungen nicht abnehmen zu müssen, aber es stellt sich heraus, dass so gut wie alle Kanzellen gerissen sind. Nach dem Entfernen der Lederbeschichtungen, sind bei fast alle Kanzellen Schwundmaße bzw. Risse zu erkennen und die Spunde und Schiede fallen auf beiden Seiten der Laden teilweise von selber heraus. Zwangsweise mussten zum Entkernen auch die beiden Windkästen abgenommen werden.

Nach dem Säubern der Flächen wurden in mühsamer Kleinarbeit die Maße der Spunde mit Holz aufgedoppelt, angepasst und mit Warmleim eingesetzt.

Nach dem Trocknen werden die Windladen abgerichtet um die Windkästen wieder aufzusetzen.

Die Unterseiten aller Stöcke sind ebenfalls beledert, das Leder ist an vielen Stellen mürbe, gerissen oder gestaucht. Beim letzten Umbau wurden alle Stockbohrungen mit Kunststoffhülsendichtungen bestückt, und die Dämme mit Klötzen erhöht. Dies wird nun wieder rückgängig gemacht. Zunächst versuchen wir die Verleimungen zwischen Kunststoff und Leder zu lösen, aber die Belederung hält dem nicht stand und ist leider nicht zu retten.

Die auf die Dämme geleimt und genagelten Klötze werden mühsam entfernt.

Unter dem Leder entdecken wir Schraubenlöcher für die Stockschrauben die früher aus Holz waren. Entsprechend werden etwa 100 Schrauben aus Holz rekonstruiert und die Gewinde in den breiten Stegen des Kanzellenrahmens nachgeschnitten.

Beim Orgelabbau fanden wir einen Trakturrechen (mit 48 Einschnitten, dies entspricht dem Tonumfang der Windladen C, D-c'''), der ursprünglich vermutlich hinter der Manualklaviatur eingebaut war. Zur Rekonstruktion der Tontraktur wurde ein weiterer Trakturrechen nachgebaut.

Verschiedene Winkel, Döckchen, Ärmchen aus Elsbeere, während der Herstellung.

Aus Kiefer werden die Platten und die Falten für die Balganlage vorbereitet.

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