Ulmbach Orgelrestaurierung, Arbeiten bis 29.07.2015

zurück

Die Registermechanik wurde vervollständigt. Fehlende und stark veränderte Bauteile wurden detailgetreu rekonstruiert. So bspw. gekürzte Wellen, verschlissene und bisher provisorisch reparierte Schwerter und ganz fehlende Teile wie Zugstangen oder Lager. Auch wurden verrostete Achsen geglättet, Bohrungen zum Teil ausgedübelt und neu gesetzt, Schubstangen repariert, die Registerzugknöpfe überarbeitet (teilweise geleimt).

Die Oberflächen aller Registerzugknöpfe wurde gereinigt, geglättet, geölt (Schleiföl) und mit Schelllack poliert.

Filigrane Trakturverbindungen, wie fehlende Stecher, Ledermuttern, Gewindedrahtansätze (für die Abstraktenenden) und die Abstrakten selbst inklusive entsprechender Bestückung, wurden detailgetreu (nach Vorlagen aus der Orgel in Großauheim) rekonstruiert.

Alle Rasterbretter der 4 Manualwindladen wurden überarbeitet. Es wurden zerbrochene Hölzer, bzw. Risse geleimt, Fehlstellen ergänzt und ganze Bereiche nachgebaut, weil diese zu lückenhaft oder zu stark verändert waren (tiefe Oktave von Salicional 4' und Flageolet 2' komplett). Zahlreiche Rasterstützen mussten ganz rekonstruiert werden, die vorhandenen wurden neu eingepasst.

Hauptaufgabe der letzten Monate war die Restaurierung des vorhandenen Metallpfeifenwerkes und die Rekonstruktion fehlender Bereiche, sowie ganzer Register. Angefangen vom Schmelzen zu flüssigen Metall (70%ige Zinn-Blei-Legierung), über das Gießen von Platten, das Hobeln bzw. Ausdünnen, dem Zuschneiden, Rundieren, Fasen, Löten, Ausformen, der Herstellung von Kernplatten, dem Zusammensetzen von Körper und Fuß, Anlegen von Aufschnitten, bis hin zum Vorintonieren auf der Intonierlade und Festlegen der Stimmtonhöhe (hierzu mussten hunderte Pfeifen angelängt werden), gestalteten sich diese Arbeiten allumfassend:

- Detailgetreue Rekonstruktion von Salicional 4' C-f''', Vorintonation
- Detailgetreue Rekonstruktion von Flageolet 2' C-f''', Vorintonation
- Restaurierung Octav 4' C-f''' (Körper und Fuß ausformen, Stimmschlitze zulöten,
zu kurze Körper anlängen, Rekonstruktion von Einzelpfeifen, Vorintonation).

- Restaurierung Quint 3' C-f''' (gleiche Arbeiten wie bei Octav 4').
- Restaurierung Octav 2' C-f''' (gleiche Arbeiten wie bei Octav 4').
- Restaurierung Mixtur IV C-f''' (gleiche Arbeiten wie bei Octav 4').

 

Die geschmolzene Zinn-Blei-Legierung wird in einen Schlitten gegossen, der dann über eine mit Stoff bespannte Ebene gezogen wird.  

 

Die entstandenen Platten werden auf einer großen Trommel auf Stärke gehobelt.

 Die zusätzlich mit der Ziehklinge ausgedünnten Zuschnitte für Pfeifenkörper und Pfeifenfüße. 

Die einzelnen Zuschnitte werden rundiert und zum Löten vorbereitet.

Gedrückte Labien nach dem Vorbild original erhaltener Pfeifen.

Extrem flache Kernfasen, hierzu wurde extra eine Lade angefertigt.

Die zusammengesetzten Pfeifen.

Das bestehende Pfeifenwerk vor und während der Überarbeitung.

Notwendige Anlängungen auf Basis der rekonstruierten Tonhöhe.

Alle Stimmschlitze am Metallpfeifenwerk wurden zugelötet. Bei diesem Vorgang wurde so wenig originale Substanz entfernt wie möglich. Die patinierten, original erhaltenen Pfeifenränder belegen die nun rekonstruierte Tonhöhe.

Klangliche Arbeiten am Pfeifenwerk auf der Intonierlade.

Das fertig restaurierte und rekonstruierte Pfeifenwerk wurde auf den dazugehörigen Windladenstöcken eingepasst und ausgerichtet (die Metallpfeifen standen zuvor extrem schief, weil die Füße stark verformt waren). Bei den Holzpfeifen mussten zum Teil neue Holzfüße rekonstruiert werden. Für die Einpassung der Pfeifen wurden die Windladen unter den Stöcken mit Folie abgedichtet. Jede einzelne Pfeife stand auf der dazugehörigen Stockbohrung.

Zu große Stockbohrungen wurden mit angepassten, kegelförmigen Lochscheiben aus Blei bestückt um zu verhindern, dass die Pfeifenfüße in die Bohrungen einsinken (wie in der Vergangenheit geschehen).

Diese Markierung -Sali 4'- gab Aufschluss über einen "lange gepflegten Irrtum". In jeglichen Texten, Gutachten und Dispositionsaufzeichnungen war die Bezeichnung Salicional 8' erwähnt.

 Spuren von Änderungen am Rasterbrett von Sali 4'.

 

Alle Pfeifen sind neu eingepasst worden. Hier zu sehen ist eine Seite vom Positiv mit Gedeckt 8' (ohne Spundstöpsel), Traversflöte 8', Salicional 4', Kleingedeckt 4' und Flageolet 2' (die beiden letzten Register nun wieder an ihrem ursprünglichen Standort).

Über ein Provisorium (Schnurtraktur über Nagelbretter und alte Klaviatur) wurde das Hauptwerk spielbar gemacht (das funktioniert erstaunlich gut, wie eine "italienische Traktur"). Klangliche Vorbereitungen (Holzpfeifenwerk) werden weiter vorbereitet.

Aktueller Stand in der Ulmbacher Kirche, für einen Orgelaufbau ist es noch zu früh.

Derzeit wird ein stilistisch rekonstruiertes Gehäuse für das Pedalwerk als Ergänzung empfohlen.

 

zurück