Ulmbach Orgelrestaurierung, Arbeiten bis 03.02.2015

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Ende November 2014 wurde der mit Holzplatten geschützte Unterbau der Orgel freigelegt (zum Zeitpunkt der Einhausung, April 2013, war noch nicht über die Vergabe der weiterführenden Arbeiten entschieden deshalb diese im Nachhinein unlogisch erscheinende Situation).
Beim Abbau der Einhausung wurde eine Luftfeuchte von 68 % bei 11 C° im Kirchenraum und 67% bei 12 C° im Inneren der Einhausung festgestellt. Ein Schimmelbefall war nicht zu erkennen.
Die Komponenten des Orgelunterbaues, bestehend aus Gehäuse, Gerüstwerk, Spieltischchassis, allen Trakturen (9 Wellenrahmen und die dazugehörigen Abstrakten), sechs Windladen und die Registermechanik, wurden demontiert. Nach dem Transport in meine Werkstatt wurde das Untergehäuse sofort wieder aufgebaut, so ist eine Basis zum Nachmessen und Recherchieren vorhanden.
Am 26.11.2014 wurde die komplette Windanlage nach Ulmbach geliefert und auf der Empore abgelegt und verpackt. Eigentlich sollte die gesamte Anlage auch direkt aufgebaut werden, aber die Verputzarbeiten im Turmraum waren noch nicht abgeschlossen. Am 03.02.2015 kann nun die Windanlage aufgebaut werden.

Die Rekonstruktion der Manualklaviaturen ist bis auf die farbliche Fassung (Schwärzen und mit Schelllack polieren) abgeschlossen, die Tasten sitzen nun auf den beiden Klaviaturrahmen mit den nachgebildeten Klaviaturbacken. Auch Abzugsdrähte für I. und II. mit den entsprechenden Führungsleisten für die bewegliche Koppelvorrichtung II/I innerhalb beider Klaviaturen sind eingebaut.

Erste Rekonstruktionsaufgaben innerhalb der Traktur haben begonnen. Die bevorstehenden Arbeiten sind sehr umfangreich, zumal die Anfertigung der detailgetreuen Nachbauten für Kleinteile zeitaufwendig ist. Hinzu kommen unvorhergesehene Ergänzungen für den Ersatz von zunächst als intakt angenommenen Originalbestand.
Die Tontraktur besteht aus 10 Einzelrahmen in denen, je nach Aufgabe, unterschiedlich viele Wellen (von 15 bis 52 Stück) mit jeweils zwei Holzärmchen untergebracht sind. Um einen Trakturrahmen nachzubauen müssen also auch die Wellen und die Holzärmchen gefertigt werden. Von den 10 Trakturrahmen müssen insgesamt 4 komplett neu rekonstruiert und zwei weitere mit großem Aufwand umgebaut werden (Wellen verlängern, Holzärmchen ergänzen und äußere Rahmen neu bauen).
Weitere Bestandteile der Traktur sind Winkelbalken mit 25 (Pedal) bis 52 (Manual) beweglichen Mechanikwinkeln aus Holz und weitere Trakturteile wie Abstrakten, Stecher, Abzugsdrähte, S-Haken aus Draht, Ledermütterchen usw.. Die Rekonstruktion der Traktur ist ein bedeutender Bestandteil der Gesamtaufgabe.
Bisher wurden vier unterschiedliche Winkelbalken nach Vorlage von Schwesterninstrumenten rekonstruiert. Hiervon 2 baugleiche Winkelbalken für das I. Manual (HW) in Eiche und 2 unterschiedliche Winkelbalken für das Pedalwerk in Kiefer.
Die entsprechend dazugehörigen Winkel wurden detailgetreu nach Vorlage gefertigt. Von 9 unterschiedlichen Bauformen der benötigten Winkel oder Ärmchen wurden mittlerweile etwa die Hälfte nachgebaut. Weitere Rekonstruktionen sind derzeit in Arbeit.

Die Restaurierungs- und Rekonstruktionsarbeiten am hölzernen Pfeifenwerk (Flöte 8', Flöte 4', Traversflöte 8', Bourdon 8', Subbaß 16' und Gedeckt 8') sind abgeschlossen und waren umfangreicher als geplant. Es wurden ganze Pfeifen oder beschädigte Holzteile ersetzt. Alle Stimmvorrichtungen wurden überarbeitet und mit neuen Materialien (Leder, Stimmstöpselgriffe) bestückt. Etwa 50% der ursprünglichen Leimflächen waren undicht. Um diese Schäden beheben zu können, mussten zunächst provisorische Reparaturen (bspw. eingeschlagene Nägel) beseitigt werden. An manchen Subbaßpfeifen waren mehr als 50 Nägel eingeschlagen (siehe Fotos). Vom Holzwurm zerfressene Hölzer wurden herausgeschnitten und baugleich ersetzt. Alle Vorschläge wurden abgenommen, sie waren ohne Papierung aufgeleimt, von daher sind Schäden entstanden. Die verzogenen Auflageflächen wurden geebnet und repariert, die Kernspalten nachgeformt. Es wurden Papierungen aufgetragen, die Vorschläge sind zum Aufleimen vorbereitet.
Einzeln ausgewählte Holzpfeifen wurden mit einer Mischung aus Warmleimbolus ausgegossen um sie zu dichten.
Die Holzpfeifen liegen für die Anpassung auf den Windladen bereit und sind für die Intonation vorbereitet (neu rekonstruierte Pfeifen müssen noch abgelängt werden, außerdem fehlen zum Teil auch noch die Holzpfeifenfüße und Stimmvorrichtungen). Diese Arbeiten können erst im Kontext mit den Windladen vorgenommen werden.

Alle sechs Windladen sind derzeit parallel in Bearbeitung und es sind überall die gleiche Arbeitsgänge vorgesehen. Bisher wurden alle Kanzellenkörper freigelegt um diese reparieren zu können. Hierzu mussten auch die (mangelhaft) aufgeleimten Windkastenrahmen und die Pulpetenböden demontiert werden. Alle Papierungen auf insgesamt 12 Flächen wurde mit Dampf entfernt. Im Inneren der Windkästen handelt es sich um originale Papierungen (handbeschriebene Büttenpapierbögen, eine Stelle wurde von Constantin Oestreich im August 1837 signiert) die wegen der Ventilschlitze durchschnitten sind. Außerhalb der Windkästen auf den sichtbaren Unterseiten der Windladen, waren nachträglich aufgebrachte Papierungen. Unterhalb dieser Schicht waren vereinzelt aufgebrachte Lederstreifen zu finden.
Nach der Freilegung der Kanzellenrahmen wurden zahlreiche Risse weiter aufgeschnitten um sie dann mit sägeblattstarken Eicheleisten und mit Warmleim auszuspunden. Die Flächen der Ventilbetten wurden vorsichtig geebnet (mit dem Handhobel andeutungsweise verputzt, restliche Unebenheiten wurden mit Spachtelmasse aufgebaut und danach geglättet).
Zahlreiche provisorische Reparaturen an den Windladen, wie bspw. Ausblasöffnungen (um Heuler zu vermeiden) wurden rückgängig gemacht.
Nach dem Verputzen wurden alle Kanzellenrahmen auf Dichtheit geprüft. Dabei wurde jede einzelne Kanzelle unter Wind gesetzt und notiert ob und wie viel Wind verloren geht. Daraufhin wurde beschlossen generell alle Kanzellen mit Warmleimbolus auszugießen.
Als Vorbereitung zu diesem Vorgang musste jede Bohrung und jede sichtbare Undichtigkeit zugestöpselt oder abgeklebt werden. Dann wurde eine stark pigmenthaltige Warmleimmischung (Warmleimbolus besteht aus 50% gebrannter Erde und 50% Warmleim) in jede einzelne Kanzelle eingepumpt und wieder abgesaugt. Alle innen liegenden Flächen wurden dabei benetzt.
Zum Trocknen wurden die Windladen zwei Tage lang in einem geführten System mit einem Ventilator durchblasen.
Die durchdrungenen und nun mit Bolus zugesetzten Ritze wurden zusätzlich von aussen mit kleinen Papierstreifen abgedichtet.
Alle sechs bearbeiteten Kanzellenkörper wurden erneut auf Dichtheit geprüft. Nach jetzigem Ergebnis können Heuler und Duchstecher an dieser Baugruppe (ausschließlich Kanzellenkörper, ohne Stöcke, Windkästen usw.) ausgeschlossen werden, es gibt keinerlei Windaustritte und keine "Verschleicher".
Alle Pulpetenböden wurden freigelegt. Hierzu mussten nachträglich angebrachte Belederungen aufgeschnitten werden. Zahlreiche Nägel wurden entfernt. Die originalen Lederpulpeten konnten nicht erhalten werden, sie wurden entfernt und baugleich ersetzt.
Als nächstes steht der Wiederaufbau der Windladen an, es sind noch viele Arbeitsschritte notwendig. Weiterhin folgen Restaurierungs- und Rekonstruktionsarbeiten am Gehäuse und den Windladen, sowie an der Traktur.

 

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