Altenhaßlau, Arbeiten bis 02.04.2020
Im Sommer 2017 war das Kirchengebäude komplett eingerüstet. Die Außensanierung ging dem Ende zu, die Arbeiten konzentrierten sich auf den Innenraum, deshalb sollte die Orgel abgebaut bzw. durch eine stabile Einhausung geschützt werden. Die demontierten Teile lagerten in der Einhausung und in meiner Werkstatt. Nach drei Jahren Kirchenrenovierung begannen wir mit dem Wiederaufbau der Orgel.
Außergewöhnlich ist die Bauart der tiefsten 10 Pfeifen (C-A) von Prinzipal 8', diese sind doppelt labiert. Ein Teil ist gedeckt, der andere offen. Der Klang imitiert den kräftig substanzreichen Ton einer normalen, offenen Prinzipalpfeife durch Bereicherung der Teiltonzusammensetzung. Entgegen einer offenen Prinzipalpfeife ist die hiesige Bauart nur halb so lang, kann also bei geringem Platzangebot trotzdem eingebaut werden.
Jede einzelne Pfeife wurde bearbeitet. Hier zu sehen: Stöpsel und Vorschläge von Prinzipal 8', die aus feinem Holz gebauten Pfeifen von Gedeckt 8', hochlegierte Pfeifen von Oktave 2', kegelförmige Pfeifen von Gemshorn 4', weich legierte Pfeifen von Rohrflöte 8' mit innen liegenden Röhrchen, alle auf Tonlänge geschnitten. Oboe 8' zerlegt in Einzelteile.
Die Oboe 8' in französischer Bauart ist eines der beiden Zungenregister, welches hier in seine Bestandteile zerlegt ist, um Zungenbecher, Stiefel, Krücken, Kehlen, Zungenblätter und Keile zu bearbeiten.
Choralbass 4' (doppelt labiert), Oktavbaß 8' und Subbaß 16' während der Bearbeitung.
Die Manualwindladen und die Pedalwindlade nach der Freilegung. Gut zu erkennen ist, wie stark die Oberflächen der Orgel durch Feuchtigkeit belastet waren.
An allen Bauteilen der Orgel sind belastete Stellen zu finden. An den Tasten Schimmelspuren, an Pulpeten Bleizucker, an Kasimirdichtungen Mottenfraß, an der Flöte 4' Holzschädlingsbefall (einst aus der Vor-vorgängerorgel übernommen und bereits mehrmals gegen Holzschädlinge behandelt) an Wellenlagern oder der Pedalklaviatur normaler Verschleiß.
Nach der Reinigung von Technik und Pfeifenwerk wurden die ersten Register wieder eingesetzt. An ausgewählten Registern wurden klangliche Korrekturen durchgeführt. Hierbei ist nochmals zu erwähnen, dass ein großer Teil des Pfeifenwerkes bis 4'-Länge auf Ton geschnitten ist. Jede klangliche Veränderung zieht auch die Korrektur der Pfeifenlänge nach sich, siehe Foto Rohrflöte 8'.
Die gekröpften Becher von Trompete 8' haben sich im Laufe der Jahre durch ihr Eigengewicht stark verformt. Reparaturen und eine Ergänzungskonstruktion waren erforderlich. Neben der Ausformung wurden alle verbogenen Trompetenbecher mit einer Aufhängung entlastet.
Stockfleckige Flächen wurden mit der Ziehklinge abgezogen.
Nach und nach wurde das Instrument aufgebaut, vervollständigt, einreguliert, klanglich verfeinert und gestimmt. Parallel zur Intonation wurde die komplette Oberfläche des Gehäuses mit einer Wachs-Öl-Mischung eingestrichen und abgerieben. Hier und da wurden kleine Reparaturen am Gehäuse vorgenommen und die Beleuchtungssituation wurde verbessert.
Anfang April war ein Ende der Arbeiten in Sicht, Kantor Klaus Vogt besuchte das Projekt und freute sich über das Ergebnis.
Zu Pfingsten 2020 sollte die überarbeitete Orgel eigentlich eingeweiht werden, doch es war abzusehen, dass dies wegen der Covid19-Einschränkungen ausfallen wird. So kam Pfarrer Joachim Imhof auf die Idee einen filmischen Gruß an Interessierte zu verschicken, in dem Kantor Klaus Vogt mit zwei Orgelstücken und einer Improvisation das überabeitete Instrument vorstellt.
Zwischen Karfreitag und Ostern (360MB)
In diesem Sommer werden noch Arbeiten an der Windanlage auf dem Dachboden stattfinden, welche bisher aus Zeitgründen aufgeschoben wurden. Vorgesehen ist die Restaurierung der Balganlage, da diese 1998 so wie sie war von der Vor-vorgängerorgel (Ratzmann) übernommen wurde. Auch wird der provisorisch Verschlag durch ein neues Balghaus ersetzt.
Gerne haben wir an diesem Instrument gearbeitet und freuen uns zusammen mit der Gemeinde über das positive Gesamtergebnis dieser Überarbeitung.