Ulmbach Arbeiten bis 05.08.14
Die Rekonstruktionsaufgabe setzt sehr umfangreiche Konstruktionsarbeiten voraus. Inzwischen wurden bis auf die Baugruppen Pfeifenwerk und Windladen fast alle Details der Adam-Joseph-Oestreich-Orgel in einer 3D-Zeichnung umgesetzt. Hierzu wiederum wurden zwei Oestreich-Orgeln aus gleicher Epoche studiert um dort originale Details aufzunehmen (Großauheim, 1836, II/19 (Koppelaufbau, Tontraktur, Pedalklaviatur) und Rodenbach 1838, I/14 Koppelaufbau). Auch die beiden Oestreich-Instrumente in Fraurombach, 1799, I/10 (Manualtasten) und Pfordt 1849,I/10 (Klaviaturbacken und Rahmen, Keilbalganlage) waren Vorlage für die Konstruktion verschiedener Bauteile). Aus der entstandenen und immer noch in Arbeit befindlichen Zeichnung gehen letztendlich zig Detailzeichnungen und Stücklisten hervor.
Mittlerweile geht die Planungs- und Konstruktionsarbeit immer mehr in die praktische Umsetzung über.
In der Waldregion um Adam-Joseph-Oestreichs Werkstatt (Oberbimbach) standen bemerkenswert schöne Kiefernbäume, die in seinen erschaffenen Werken zu Bälgen, Pfeifen, Gehäusen, Gestellen usw. umgeformt, bzw. aus diesem Holz gefertigt wurden. Für die bevorstehenden Rekonstruktionen sind wir, auf der Suche nach ebensolchem Holz, in diese Region gefahren um bei Holzhändlern anzufragen und wurden dabei fündig.
Aus den Balken wird das Balggestell gemacht. Hier wird gerade ein Zapfenloch vorgestemmt.
In die insgesamt 36 Zapfenlöcher gehören ebenso viele Zapfen. Sie werden später mit Holznägeln gesichert.
An die 8 Kopfenden des Gestells wird eine typische Zierde der Epoche um 1840 geschnitten.
Das aufgebaute Gestell und die Fertigung von sechs Balgplatten (2800x980x42mm) aus hochwertigem, heimischen Kiefernholz.
Für lösbare Verbindungen und bewegliche Stabilisierungen werden Holzschrauben aus Ahorn angefertigt. Am Ende des Fertigungsprozesses werden die Schrauben mehrfach in unterschiedlich enge Gewindegänge gedreht und dabei immer wieder in Wachs, Fett und Talkum eingetaucht. So lassen sich diese Schrauben dauerhaft und über Generationen lang unbeschadet ein- und ausdrehen und sie haben erstaunlich viel Andruckkraft.
Die Balgfalten und die Gradleisten sind vorbereitet, bzw. eingebaut. Die Scharniere der Falten werden mit Darmschnüren und Holznägeln fixiert. Pro Balg werden 70 Darmschnüre eingesetzt, nachdem über die beweglichen Kanten Lederstreifen (Knarrstreifen) mit Warmleim aufgesetzt wurden.
Zur Belederung der Bälge werden hochwertige, alaungegerbte Schafshäute aus einer Gerberei in Bayern verwendet. Pro Balg werden fünf kräftige (1,4mm starke) Felle verbraucht. Unterschiedlich breite Streifen werden zur Meterware zusammengefügt und beidseitig in Längsrichtung gefast, bevor sie auf das Holz geleimt werden. Zum Schluß werden Zwickel und Eckschürzen aufgeleimt. Das Hauptscharnier wird mit Gurten verstärkt. Alle Lederarbeiten am Balg werden natürlich mit Warmleim durchgeführt.
Wie alle Details der Keilbalganlage werden auch die Rückschlagventile (zur Windansaugung bei "Handbetrieb") genau nach der Vorlage in Pfordt rekonstruiert.
Die kleine Hochzeit zwischen Balggestell und Bälgen war für uns ein lang ersehntes Ziel und wurde auch ein bisschen gefeiert.
Die aufgezogenen Keilbälge halten, bei einem Winddruck (ohne Gewichte) von momentan etwa 56mmWs, jeweils für 18 Minuten den Wind. Wir sind gespannt auf die lebendigen Windeigenschaften am Gesamtwerk.
Die Zeichnung...
...und die Umsetzung.
Die Tretanlage (rot dargestellt) soll zur Einsparung von Kosten zunächst nicht gebaut, aber konstruiert werden. Windkanäle, Anschlussmuffen und das Gebläse mit Motorkasten sind in dieser Darstellung ausgeblendet.
Derzeit werden die letzten Bauteile (Kanäle, Labyrinthkanal, Motorkasten) für die Balganlage gefertigt.
Diese beiden Zeichnungen stellen die fehlenden den vorhandenen Bereichen der Traktur und des Spieltisches gegenüber. Auf dem ersten Bild sieht man den Bestand inklusive der Rekonstruktionen, auf dem zweiten Bild die freigestellten Rekonstruktionen alleine, also alles was wir noch nachbauen müssen.
Der Anfang ist gemacht, hier die beiden Rahmen der Manualklaviatur als detailgetreuer Nachbau. Die Tasten sind in Arbeit…..
…und so sollen die Manualklaviaturen und die Klaviaturbacken später aussehen.
In den nächsten Tagen beginnen wir mit dem Bau der Pedalklaviatur