Bieber Laurentiuskirche, Arbeiten bis 11.04.2018

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In der Werkstatt wird der zerlegte Spieltisch in allen Einzelheiten überarbeitet. Schwerpunkt sind verrostete Führungen wieder glatt zu bekommen. Viele Schrauben sind unlösbar geworden, Achsen stecken fest, Hebelchen und Wellen klemmen. Alle beweglichen Teile müssen wieder leicht laufend eingestellt werden.

Parallel hierzu beginnt die Montage vor Ort. Leider zu einem ungünstigen Zeitpunkt, denn Anfang Februar liegen die Temperaturen in der Kirche bei etwa 0°C. Da die Arbeiten zunächst eher körperlich sind, kann man die Bedingungen erst einmal ertragen.

Der Aufbau beginnt mit der Installation der hölzernen Windkanalanlage von der Balganlage auf dem Dachboden durch eine Öffnung in der Decke hindurch nach unten zur Orgel. Danach wird die Tretanlage wieder zusammengebaut und justiert. Alle überarbeiteten Windladen werden geprüft und für den Pfeifeneinbau vorbereitet. Die Trakturen werden für den Wiedereinbau des Spieltisches soweit es möglich ist vorbereitet. Danach können die ersten großen Pfeifen gesetzt und erste Gehäuseteile aufgebaut werden. Nach und nach vervollständigt sich die Anlage, mit dem Einbau des Spieltisches und dem Regulieren aller Trakturen wird der technische Wiederaufbau abgeschlossen. Danach beginnen die Intonationsarbeiten, registerweise werden die 594 Pfeifen eingebaut und klanglich korrigiert. Zum Abschluss wird die Orgel gestimmt, immer wieder wird dabei die Stimmtonhöhe auf die aktuelle Temperatur umgerechnet.


Beschädigungen und Holzwurmlöcher an den Klaviaturbacken werden mehrfach gespachtelt, geschliffen, geschwärzt und mit Schelllack poliert.

Die verrosteten Führungsstifte werden aus den Klaviaturrahmen gezogen und poliert.

Vergilbte Tastenbeläge der Untertasten werden gebleicht, abgegriffene Schwärzungen an den Obertasten nachgefärbt, danach werden die Oberflächen poliert.

Von Motten zerfressene Filze werden baugleich ersetzt, die oberen Tastenanschläge sogar von Hand genäht.

Die überarbeiteten Baugruppen werden wieder zusammengefügt bis der Spieltisch komplett ist.

Die zerlegte Pedalklaviatur während der Restaurierung.

Vorbereitungen an der mechanischen Ton- und Registertraktur und der Wiedereinbau des Spieltisches.

Einer der kalten Tage während der Montage in der Kirche.

Die großen Prinzipalpfeifen liegen unter den Lagern der Windladen. Auch hier waren Holzteile gerissen oder zerfressen. Die reparierten Kondukten nach dem Einbau.

Der reparierte Stoßfänger, ein neuer Einblaskanal zwischen Gebläsemotor und Magazinbalg und das speziell auf den Balg abgestimmte, neu gebaute Rollventil.

Details der mechanisch angesteuerten Kegelladen während der Montage.

Die originalen Prospektpfeifen mussten in den Jahren um 1917-1918, also vor genau 100 Jahren zwangsweise zu Kriegszwecken abgegeben werden, da sie einen hohen Zinngehalt hatten. Die Orgel hatte vermutlich jahrzehntelang keine Prospektpfeifen, bis rekonstruierte Pfeifen aus Zink in den 1950iger Jahren eingesetzt wurden.

Die bröckelnde Farbe wird komplett mechanisch entfernt um die Oberflächen für eine neue Bronzierung vorzubereiten. Während des Vorgangs werden die Pfeifen gerichtet und repariert, danach neu bronziert.

Das Instrument während und nach der klanglichen Überarbeitung. Die Parameter der ursprünglichen Intonation sind vorwiegend erhalten.

Kurz vor Abschluss der Restaurierung am 11.04.2018 bei vergleichsweise milden Temperaturen von etwa 15°C.

Wir freuen uns über den Erhalt dieser schönen und authentischen Ratzmann-Orgel mit ihrem typisch deutsch-romatischen Klang und darüber, dass dieses Instrument so lange überdauert und eine Zukunft hat.

 

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